Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern ist jeder fünfte Erwerbstätige in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt. Das entspricht rund 150.000 Beschäftigten, die im Jahr 2020 14,8% der Bruttowertschöpfung erwirtschafteten. Der Fokus der Gesundheitswirtschaft im Land liegt vor allem auf der medizinischen Vorsorge und der industriellen Gesundheitswirtschaft.
Die Region verfügt mit den traditionsreichen Universitätsstädten Greifswald und Rostock, fünf Fachholschulen, Instituten der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft, sowie der Leibnitz- und der Helmholtz-Gemeinschaft über eine lebendige Forschungslandschaft.
Auch die Landespolitik bekennt sich klar zur Gesundheitswirtschaft und fördert sie mit Hilfe des „Masterplans Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern“ und des strategischen Beratungsgremiums Kuratorium Gesundheitswirtschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern, dessen Aktivitäten durch die BioCon Valley® GmbH koordiniert und organisiert werden.
- Zentrale Cluster- und Netzwerk-Akteure: BioCon Valley, SUBMARINER Netzwerk
- Wirtschaft: rund 130 Unternehmen in Life Sciences und Biotechnologie
Innerhalb der Gesundheitswirtschaft nehmen die Lebenswissenschaften und somit die Biotechnologie eine zentrale Rolle ein.
Zu den unternehmerischen Erfolgsgeschichten des Landes zählt z.B. die Enzymicals AG. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Biokatalysatoren spezialisiert. 2009 in Greifswald gegründet, deckt es heute die gesamte Wertschöpfungskette der industriellen Biotechnologie ab: von der Identifizierung geeigneter Enzyme, deren Modifikation und Produktion bis hin zur Entwicklung von Herstellungsprozessen für pharmazeutische Wirkstoffe. Im Bereich Ernährung für die Gesundheit hat sich die Prolupin GmbH in Grimmen einen Namen gemacht. Das Spin-off des Fraunhofer IVV Freising entwickelt und produziert z.B. ein laktosefreies Milchersatzprodukt aus der blauen Süßlupine. Die IDT Biologika mit Produktionsstandort Greifswald ist ein innovatives mittelständisches Unternehmen in der Pharmabranche, welches biotechnologisch hergestellte Impfstoffe und Pharmazeutika fertigt. Des Weiteren haben sich Unternehmen wie die CORTRONIK GmbH, die DOT GmbH, die EnviteC-Wismar GmbH, die HOFFRICHTER GmbH oder die RIEMSER Arzneimittel AG als mittelständische Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern mit ihren Produkten fest am nationalen und internationalen Markt etabliert. Das 1989 gegründete und global agierende Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec GmbH, welches im Bereich der biomedizinischen Grundlagenforschung und Zelltherapie tätig ist, besitzt eine Produktionsstätte in Teterow bei Güstrow. Dort entwickeln rund 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Biopharmazeutika, Geräte und Reagenzien für die medizinische Spitzenforschung. Das auf Diagnose und Erforschung von seltenen Krankheiten spezialisierte Unternehmen Centogene beschäftigt in Rostock rund 530 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Es zeigt, wie sich Innovationen in Mecklenburg-Vorpommern mit Erfolgen in Biotechnologie und IT verbinden lassen. Denn Centogene verwendet biologische Proben nicht nur zur Diagnose von Patienten. Das Unternehmen setzt künstliche Intelligenz ein, um Datensätze der Biodatenbank zu analysieren und Krankheitsverläufe besser zu verstehen.
Die meisten Unternehmen der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern sind an den beiden Universitätsstandorten des Landes, Rostock und Greifswald, angesiedelt: mit 36% in Rostock und 15% in Greifswald befindet sich etwas mehr als die Hälfte der Firmen an diesen beiden Standorten. In Schwerin sind 6% der Firmen lokalisiert. 43% befinden sich an anderen Standorten, vornehmlich in Wismar, Neubrandenburg und Teterow.
Um die Vernetzung der Akteure in der Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns kümmert sich die BioCON Valley GmbH. Neben der Projektinitiierung und -begleitung bietet sie auch ein Branchenmonitoring an und verfolgt die Internationalisierung und Vermarktung der Gesundheitswirtschaft im Auftrag des Bundeslandes. Mit der ScanBalt Initiative fördert BioCON Valley eines der bedeutendsten nordeuropäischen Kooperationsnetzwerke, das akademische und industrielle Forschung, Universitätskliniken und hochspezialisierte Zulieferer in den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik aus verschiedenen europäischen Ländern und Regionen zusammenbringt.
One Health und Bioökonomie in Greifswald
Im April 2022 wurde das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald gegründet. Es soll mit einem umfassenden interdisziplinären Forschungsansatz dazu beitragen, die Entstehung, Ausbreitung und Zunahme von zoonotischer Infektionen künftig zu verhindern und wirksame Antiinfektiva und Impfstoffe zu entwickeln. Das HIOH bildet zusammen mit seinen Gründungspartnern, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald, dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, ein neues Zentrum für One Health-Forschung. Am 27. und 28. April 2022 fand zum Anlass der Neugründung die erste gemeinsame One Health-Konferenz in Greifswald (OHCG 2022) statt. Sie beschäftigte sich mit den Themen One Health, Zoonosen, Antibiotikaresistenzen sowie weiteren Themen der Infektionsforschung.
Um den Ausbau einer innovationsfördernden Infrastruktur im Bereich Bioökonomie an der Universität Greifswald zu fördern, bewilligte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2021 mehr als eine Million Euro. Durch die Anschaffung von Großgeräten soll die Erforschung von Moorflächen, mariner Algen sowie die Heilpflanzen-Züchtung gestärkt werden und damit das Potential für innovative Produkte und Dienstleistungen in der Bioökonomie ausgeschöpft werden. Aber schon seit 2018 bildet die Bioökonomie einen Schwerpunkt der Universität Greifswald. Seitdem koordiniert die Hochschule das Forschungsbündnis Plant³, dass mit der hochwertigen Veredelung pflanzlicher Roh- und Reststoffe einen substanziellen Beitrag zum wissens- und innovationsbasierten Strukturwandel in der Region nordöstliches Mecklenburg-Vorpommern anstrebt.
Die Universität Greifswald ist zudem an diversen weiteren Projekten im Bereich Bioökonomie beteiligt. Sie ist z.B. Partner im Norddeutschen Zentrum für Mikrobielle Genomforschung (NZMG), einem Zusammenschluss von sechs norddeutschen Forschungseinrichtungen. Ziele des NZMGs sind die mikrobielle Genomforschung voranzutreiben, die gemeinsame Nutzung von Technologieplattformen sowie eine vernetzte Nachwuchsförderung.
Life Sciences in Rostock
In Rostock bündeln sich die Life Sciences in den Trendbereichen Biomaterialien und Biomedizin. Das Institut für Biomedizinische Technik der Universität Rostock widmet sich z.B. der Entwicklung von künstlichen Organen und Biomaterialien. Das Institut kennzeichnet sich besonders durch seine wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung.
Das Institut für ImplantatTechnologie und Biomaterialien e. V. in Rostock erstellt Konzepte zur Herstellung und Qualitätssicherung von Implantaten. Aktuell entwickeln die ForscherInnen einen 3D-Drucker, der Implantate und Werkzeuge zu ihrer Herstellung druckt.
Die Orthopädische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock besitzt ein eigenes Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie, in dem neue Implantate geprüft und Lösungen für die endoprothetische Versorgung entwickelt werden.
Blaue Bioökonomie
Um den zukunftsweisenden Wissenschafts- und Wirtschaftszweig der blauen Bioökonomie im Ostseeraum zu stärken, wurde die „Baltic Blue Biotechnology Alliance“ (ALLIANCE) gegründet, ein Konsortium aus über 25 Akteuren aus 9 EU-Staaten mit ausgewiesener Expertise im Bereich der blauen Biotechnologie. Die ALLIANCE wählt über wettbewerbliche Ausschreibungen Start-ups, Spin-offs und KMUs aus dem Ostseeraum aus, denen sie als Mentor-Organisation unterschiedliche Hilfeleistungen anbietet und damit befähigt, zu einer kritischen Größe heranzuwachsen und international wettbewerbsfähig zu agieren. Als Vertreter aus dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist die BioCon Valley® GmbH maßgeblich an der inhaltlichen Entwicklung des Projektes beteiligt.
In einem von dem SUBMARINER Netzwerk kürzlich erstellten Überblick der Akteure im Ostseeraum, wurden in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 70 Institutionen ermittelt, die in der blauen Bioökonomie arbeiten. Neben zahlreichen Forschungseinrichtungen sind bereits mehr als 25 Firmen in diesem Bereich tätig. Neben einer Vielzahl von EU-Projekten wie CONTRA, LiveLagoons, GRASS, InnoAquaTec und AquaVIP, sind vor allem die Projekte Plant³, BAMS und OTC entscheidend für die Förderung der Blauen Bioökonomie in Mecklenburg-Vorpommern.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Start-up-Szene vor allem regional geprägt. Laut Deutschem Startup Monitor sind lediglich 0,9% aller deutschen Start-ups in an der Ostseeküste ansässig. Das Start-up-Ökosystem ist dennoch ausgeprägt und zeichnet sich durch schnelle Kontaktknüpfungsmöglichkeiten und leichten Zugang zu Kooperationspartnern aus. Engagierte Hochschulen, Ministerien und Netzwerke sorgen dafür, dass es Gründern an nichts mangelt.
Gründer haben in Mecklenburg-Vorpommern z.B. eine beachtliche Auswahl an Wettbewerben (inspired, UNIQUE, OZ-Gründerpreis) sowohl während der Ideenphase als auch in der Businessplan- und der Wachstumsphase. Die meisten davon haben keinen branchenspezifischen Fokus.
Auch die Universitäten in Greifswald und Rostock bieten Gründungsunterstützung an. Das Gründerbüro am Zentrum für Forschungsförderung und Transfer der Universität Greifswald und das Zentrum für Entrepreneurship der Universität Rostock unterstützten mit Coachings, Workshops, Events und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Die Förderphilosophie des Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns zielt vor allem darauf ab, das Klima für wissensbasierte Gründungen zu verbessern. Aus diesem Grund werden vorrangig Projekte gefördert, die in Zusammenarbeit mit den Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Technologiezentren des Landes unternehmerisches Denken und Handeln fördern und insbesondere Wissenschaftler/-innen und Studierende über die Chancen einer Gründung informieren, sie beraten und qualifizieren und somit zu innovativen Gründungen anregen. Darunter fallen Projekte wie SPiNOFF incubation beim FMV Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern e.V., TechnoStart Up MV der Gemeinschaft der Gründer- und Technologiezentren oder der Ideenwettbewerb an den Hochschulen.
Im Nordosten der Republik sind die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (MBMV) und die landeseigene Risikokapitalgesellschaft Genius Venture Capital für die Vergabe von Finanzierungen an Start-ups zuständig.
- Mit dem Programm MBMV innoSTARTup können Start-ups Investitionen und Betriebsmittel mit einem Betrag zwischen 50.000 € und 500.000 € finanzieren, beispielsweise um einen Prototyp herzustellen oder ein Produkt zur Serienreife zu bringen.
- Start-ups mit einem Umsatz von bis zu 50 Mio. € können die BMV classic Bürgschaft beantragen, um durch Investitionen, den Aufbau von Warenbeständen oder den Kauf von Betriebsmitteln die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Eine Umschuldung ist nicht möglich. Die Bürgschaftshöhe muss zwischen 25.000 € und 2,5 Mio. € liegen.
- Gründer können mit dem mv Darlehen bis zu 1 Mio. € für die Markteinführung ihrer Produkte, die Anschaffung von Betriebsmitteln oder Investitionen bekommen. Außerdem können notwendige Finanzmittel in der Startphase der Gründung abgedeckt werden.
- Das ErLa-Darlehen bietet Finanzmittel für Start-ups der Ernährungs- und Landwirtschaft. Finanziert werden können u. a. Markteinführungen, Betriebsmittel und Investitionen.
- Vollerwerbsgründer mit kaufmännisch-unternehmerischer Qualifikation aus Mecklenburg-Vorpommern können mit dem BMV-Darlehen II für die Anschaffung von Wirtschaftsgütern, das erste Warenlager oder Auftragsvorfinanzierungen nutzen.
- Technologieorientierte Unternehmen in der Seed-, Startup- oder Expansionsphase erhalten von der Technologiefonds MV GmbH eine offene Beteiligung, die auch mit einer stillen Beteiligung kombiniert werden kann.
- Die Venture Capital Fonds MV GmbH bietet eine offene Beteiligung für innovative Unternehmen in der Seed-, Startup- und der ersten Expansionsphase. Eine Kombination mit einer stillen Beteiligung sowie ein privater Co-Investor sind möglich.
Die Karte des Start-up-Ökosystems von Mecklenburg-Vorpommern erleichtert Gründern die Kontaktaufnahme mit anderen Start-ups und Netzwerken. Gesucht werden kann sowohl nach Orten als auch nach Unternehmen. Die Gründer-MV-Plattform unterstützt Gründer durch Erfahrungsberichte von erfolgreichen Start-up-Gründern, Informationen rund um die Start-up-Szene und eine Übersicht aller Veranstaltungen zur Existenzgründung in MV.
Gründer finden zudem 22 Technologiezentren in Mecklenburg-Vorpommern vor. Dazu gehören z.B. das Forschungszentrum für Biosystemtechnik und Biomaterialien Warnemünde, das AgroBio Technikum Groß Lüsewitz, das Biomedizinisches Forschungszentrum (BMFZ Rostock), das Life Science Kompetenzzentrum Warnemünde, das Biomedizin-Technikum Teterow (BMITT), das Zentrum für Lebensmitteltechnologie MV GmbH Neubrandenburg und das BioTechnikum an der Universität Greifswald.