Niedersachsen
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Niedersachsen hat Life Sciences und Gesundheitswirtschaft für sich als Wachstums- und Schlüsselmärkte identifiziert. Seit dem Jahr 2000 entstanden über 25 Prozent aller neuen Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft. Die Schwerpunkte der Branche liegen in der Wirk- und Impfstoffforschung, der Infektionsforschung, der Diagnostik, der (Bio-)Medizintechnik, den Neurowissenschaften und der Tiermedizin. Diese Schwerpunktsetzung spiegelt sich deutlich in der exzellenten Forschungsinfrastruktur und der branchenspezifischen Unternehmenslandschaft wider. Die Branche umfasst in Niedersachsen ca. 141 Unternehmen, die der Biotechnologie zugeordnet werden können und rund 49 (Bio-)Medizintechnik-Unternehmen. Darüber hinaus gibt es 30 außeruniversitäre Institute, die sich mit Themen rund um die Lebenswissenschaften befassen und 21 Universitäten und Hochschulen, die in diesen Fachgruppen forschen und lehren.
Im Zukunftsthema „Biologisierung“, der zunehmenden Integration von Prinzipien der Natur in moderne Wirtschaftsbereiche und Produktionsprozesse, verfügt Niedersachsen über herausragende wissenschaftliche Kompetenzen. An der Leibniz Universität Hannover (LUH) gibt es zum Beispiel sensorgesteuerte Bioreaktoren. Das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL) ist für seine exzellente Forschung in der Lebensmittelbiotechnologie bekannt.
Auch bei der Entwicklung des Zukunftsthemas „One Health“ wollen VertreterInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft in Niedersachsen eine Vorreiterrolle einnehmen und den Paradigmenwechsel aktiv gestalten. In Niedersachsen bietet sich die Chance für die erfolgreiche Umsetzung zahlreicher Aspekte des One-Health-Konzeptes. Hier finden sich nicht nur exzellente und renommierte Forschungseinrichtungen und Institute aus den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung, Veterinär- und Humanmedizin sowie Infektionsforschung und Wirkstoffentwicklung, sondern auch eine ausgeprägte Agrar- und Gesundheitswirtschaft. Unter dem Titel „Challenge One Health“ eröffnete die Innovationszentrum Niedersachsen GmbH im Frühjahr 2021 dafür eine Veranstaltungsreihe, mit dem Ziel, eine sektorenübergreifende Kooperation zwischen Humanmedizin, Veterinärmedizin und den Umweltwissenschaften weiter anzuregen.
- Zentrale Cluster- und Netzwerk-Akteure: BioRegionN, Exzellenzcluster REBIRTH, Hering4all, CNMPB
- Wirtschaft: 200 Life-Science-Betriebe und 50 medizintechnologischen Unternehmen
- Vier Technologie-Zentren mit Schwerpunkt Biotechnologie in Hannover, Göttingen, Braunschweig und Wilhelmshaven
- Start-Ups: 36 Start-up Unternehmen
Die rote Biotechnologie findet in Niedersachsen einen starken Standort. So sind z.B. bedeutende Pharma-Unternehmen wie die Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG und der international führende Sartorius-Konzern in der Region präsent. In Niedersachsen werden Krankheitserreger erforscht und Wirkstoffe zur Behandlung von Infektionen entwickelt. Um die Entwicklung neuer Wirk- und Impfstoffkandidaten effizient zu gestalten, wurde die Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN) gegründet. Partner dieser Allianz bieten sämtliche für die gesamte Wertschöpfungskette relevanten Kompetenzen – von der Identifizierung, Validierung und Optimierung der potenziellen Wirkstoffkandidaten über die Produktion von Prüfsubstanzen unter GMP-Bedingungen bis hin zu Zell- und Tiermodellen sowie ersten klinischen Prüfungen am Menschen.
Im Exzellenzcluster REBIRTH arbeiten die Teams an der Entwicklung von neuen regenerativen Therapien zur Heilung schwerwiegender Erkrankungen des Herzens, der Lunge, der Leber und des Blutes. Mechanismen der Organbildung, der endogenen Reparatur und der Stammzellbiologie werden in In-vitro-Systeme sowie in Krankheitsmodelle mit möglichen klinischen Anwendungen übertragen. Bestehende zertifizierte und akkreditierte Einrichtungen sowie bestehende enge industrielle Kooperationen sorgen für eine effiziente Translation der Forschungsergebnisse in die klinische Praxis.
Auch international erfolgreiche Unternehmen aus der industriellen Biotechnologie wie die AMINO GmbH, die sich einen Namen als Hersteller qualitativ hochwertiger Aminosäuren und vergleichbarer Wirkstoffe biologischen Ursprungs gemacht hat, haben ihren Hauptsitz in Niedersachsen.
Die BioRegionN ist Niedersachsens Netzwerk für die Lebenswissenschaften. Das Netzwerk umfasst derzeit rund 260 Clusterakteure wie Unternehmen, Hochschulen und Institutionen, die in den Life Sciences aktiv sind. Ziel des Netzwerks ist es, den Technologietransfer in der niedersächsischen Life-Science-Branche zu fördern und potentialträchtige Forschungsergebnisse in innovative Verfahren, Produkte und Dienstleistungen für den Gesundheitsmarkt zu überführen. Inhaltlich setzten die Netzwerkaktivitäten vor allem auf die Themenschwerpunkte regenerative Medizin (Bio-Medizintechnik), rote Biotechnologie (Wirt- und Impfstoffforschung, Infektionsforschung und Diagnostik), industrielle Biotechnologie und Bioökonomie, sowie Digitalisierung und Big Data.
Die Niedersächsische Landesregierung hat im Jahr 2017 die Initiative startup.niedersachsen ins Leben gerufen und damit konkrete Förderinstrumente für Startups bereitgestellt. Die Initiative schafft eine digitale Plattform (www.startup.nds.de) für die Vernetzung aller Startup-Akteure, informiert über Veranstaltungen und macht die Startup-Szene transparent und sichtbar.
Im Jahr 2020 legte die Niedersächsische Landesregierung dann eine umfassende Startup Strategie vor, die Ziele und Maßnahmen für elf Handlungsfelder definiert. Das Land fördert u.a. regionale Startup-Zentren (Acceleratoren) in Niedersachsen, die auf den spezifischen Stärken der Regionen beruhen und regionale Akteurinnen und Akteure einbinden. In den Start-up-Zentren finden Start-ups nicht nur kostenlose Räumlichkeiten, sondern erhalten auch professionelle und individuelle Hilfe und Unterstützung in der Pre-Seed und Seed-Phase. Zudem stehen gründungserfahrene Berater den Start-ups zur Seite und verschaffen ihnen Zugang zu den regionalen und branchenspezifischen Netzwerken.
Konkret fördert das Land zehn Start-up-Zentren an folgenden Standorten:
- Braunschweig: Borek.digital Start-up-Zentrum und Startup-Zentrum Mobilität und Innovation (MO.IN),
- Emden: Start-up-Zentrum Emden
- Göttingen: SNIC Life Science Accelerator,
- Hannover: Hafven Accelerator und Venture Villa Digital Accelerator,
- Hildesheim: The Orangerie GmbH,
- Lüneburg: Elevator Lüneburg,
- Oldenburg: GO! Start-up-Zentrum Oldenburg,
- Osnabrück: Start-up-Zentrum Seedhouse.
In allen Regionen Niedersachsens sollen mithilfe eines Sonderprogramms Hightech-Inkubatoren in verschiedenen technologischen Themenfeldern etabliert werden, die landesweit für alle Start-ups und Gründungswilligen offenstehen, die sich mit diesen Technologien beschäftigen. Adressierte Themen sind u.a. Life Sciences, BioIntelligence sowie Farm, Food und Künstliche Intelligenz. Gegenstand der Landesförderung in Höhe von 25 Millionen Euro ist die Implementierung der Struktur und der Betrieb von Hightech-Inkubatoren sowie die Ausschreibung von Inkubationsprojekten und Akzelerationsvorhaben, die Hightech-Entwicklungen beschleunigen sollen. Auch Programme zur unternehmerischen Ausbildung sind in der Förderung vorgesehen.
Mit der neu gegründeten Life Science Factory fördert die Sartorius AG seit 2019 Firmenneugründungen im Life-Science-Bereich in Göttingen. Nach US-amerikanischen Vorbild für Life-Science-Gründungen sieht das Konzept der Factory ein Zusammenwirken von Laborflächen, CoWorking-Räumen und Netzwerkangeboten wie Mentoring, Verwaltungssupport, hochwertige Laborausstattung und qualifiziertes Laborpersonal vor. Mit dem Umzug der Factory im Januar 2022 auf das Sartorius Quartier stehen auf dem ehemaligen Werksgelände nun rund 2,3 Hektar Fläche bereit, auf der Arbeit, Forschung, Wohnen und Leben ausgewogen miteinander vereint werden. Ziel sei es, Göttingen über die rein wissenschaftliche Expertise hinaus als echten Gründer-Standort für Life Science zu etablieren. Die Life Science Factory arbeitet dabei eng mit lokalen Partnern wie den Göttinger Hochschulen, Max-Planck-Instituten und dem Südniedersachsen Innovationscampus (SNIC) zusammen.