Sachsen

Sachsen

Sachsen ist mit rund 300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen und 15.500 MitarbeiterInnen eine dynamische Life-Science-Region in Deutschland. Vor allem die Bereiche Medizintechnik, Biotechnologie und pharmazeutische Industrie sind strukturbestimmend für den Sektor in Sachsen, welcher jährlich rund 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Hinzu kommen ca. 450 weitere Akteure mit 40.500 Beschäftigten als Zulieferer oder Dienstleister, die für den Life-Science-Sektor in Sachsen aktiv sind. Dabei handelt es sich z.B. um Akteure aus dem metallverarbeitenden Gewerbe, der Kunststofftechnik, Elektrik/ Elektronik, dem Software-Sektor oder der Mess- und Sensortechnik, die einen Teil ihres Umsatzes im Bereich Life Sciences erwirtschaften.


Im Jahr 2000 startete die sächsische Landesregierung eine „Biotechnologie-Offensive“, um Innovationen und Firmenansiedlungen in diesem Bereich voranzutreiben. Bis heute hat der Freistaat Sachsen mit EU-Hilfe fast eine Milliarde Euro in die sächsische Biotech-Branche und -Forschung investiert. So flossen bis 2006 rund 200 Millionen Euro Anschubfinanzierung in die Biotech-Inkubatoren „Biocity Leipzig“ und das Bioinnovationszentrum (BioZ) in Dresden sowie in den Aufbau neuer Lehrstühle und Nachwuchsforschergruppen in beiden Städten. Weitere 470 Millionen Euro steckte der Freistaat in Forschungsinfrastrukturen und 280 Millionen in Forschungsprojekte.

  • Zentrale Cluster- und Netzwerk-Akteure: biosaxony e.V.
  • Wirtschaft: 32 dezidierte Biotech-Unternehmen

Sachsen kann im Life Science Bereich auf langjährige Traditionen aufbauen. So ist Dresden seit über 120 Jahren erfolgreicher Pharmastandort mit dem Urologiespezialisten Apogepha und der Arevipharma. Auch viele internationale Unternehmen, wie die GENEWIZ Germany GmbH, ein führender Genomik-Dienstleister mit europäischem Sitz in Leipzig, die B. Braun Avitum Saxonia GmbH, die hier ihre europaweit modernste Produktionsstätte sowie ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dialysatoren hat, oder der Konzern GlaxoSmithKline, der in Dresden mit mehr als 700 MitarbeiterInnen Grippe-Impfstoffe für den Weltmarkt herstellt.

Der Life Science Atlas Sachsen zählt 32 dezidierte Biotech-Unternehmen im Bundesland. Dazu gehören z.B. die Lipotype GmbH in Dresden, ein Spin-off-Unternehmen aus den Labors des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Basierend auf langjähriger Forschungserfahrung bietet Lipotype umfassende, quantitative Lipidanalysedienstleistungen für klinische und biologische Proben im Hochdurchsatzmaßstab. Das Dresdner Biotechnologieunternehmen Biotype GmbH hat sich erfolgreich als zuverlässiger Anbieter von hochmodernen Lösungen für die molekulare Diagnostik in Europa positioniert. Biotype entwickelt, produziert und vertreibt molekulare In-vitro-Diagnostik-Kits zum Nachweis und zur Quantifizierung von DNA- und RNA-basierten Biomarkern. Die Sysmex Partec GmbH in Görlitz ist ein welt­weit agie­ren­des Di­ag­nos­tik­un­ter­neh­men, welches sich auf die Ent­wick­lung und Pro­duk­ti­on hochsensitiver Durchflusszytometrie-Lö­sun­gen in un­ter­schied­li­chen An­wen­dungs­be­rei­chen spezialisiert hat. Das Zellkraftwerk in Leipzig wendet die Prinzipien der 4. industriellen Revolution an, um Produkte und Dienstleistungen für die automatisierte Analyse von fluoreszierenden Biomarkern auf lebenden oder langfristigen biobanked Zellen und Geweben anzubieten. Das 2021 in den USA gegründete Unternehmen AvenCell Therapeutics setzt auf allogene Zelltherapien der Zukunft, die in Dresden erforscht werden. Möglich würde der Unternehmenszusammenschluss vom sächsischen Gemoab Unternehmen mit dem Genscheren-Spezialisten Intellia von Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna mit der Beteiligung des US-Investors Blackstone.

Zu den sächsischen Leuchttürmen in der Life Science Start-up Szene zählen z.B. das stark wachsende Biotechnologieunternehmen c-LEcta. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Leipzig und entwickelt unter anderem Enzyme und Mikroorganismen, die für Anwendungen im Bereich der Pharmaindustrie eingesetzt werden. denovoMATRIX entwickelt und produziert biomimetische Beschichtungen für die Kultivierung menschlicher Stammzellen. Der Vision des Unternehmens „enabling human biology in vitro“ folgend entwickelt es Lösungen für die Forschung in den Lebenswissenschaften und für die Zelltherapien der Zukunft. DyNAbind bietet innovative Produkte und Dienstleistungen für die Arzneimittelforschung an, die auf der Nutzung der patentierten Technologie der Dynamischen DNA-kodierten Bibliotheken beruhen. Damit kann DyNAbind gleichzeitig hunderte von Millionen Substanzen an einem Zielprotein testen.

Mit mehr als 30 universitären und außeruniversitären Einrichtungen auf verschiedenen Themenfeldern der modernen Biotechnologie, verfügt Sachsen zudem über eine der dichtesten Biotech-Forschungslandschaften in Deutschland. Dazu gehören neben den Unis und Unikliniken in Leipzig und Dresden zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig, welches spezielle Problemlösungen an den Schnittstellen von Medizin, Biowissenschaften und Ingenieurswissenschaften erforscht und entwickelt. Das DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH in Leipzig bearbeitet alle Fragen, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden sowie zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig ist eine Drehscheibe der nationalen und internationalen Biodiversitätsforschung. Es möchte neben der Beantwortung von Kernfragen der Biodiversitätsforschung generationenübergreifend über die Biodiversitätskrise aufklären, sowie Veränderungen im politischen und gesellschaftlichen Handeln anregen. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ in Leipzig verbindet Biodiversitäts- und Landnutzungsforschung. Am UFZ werden Konzepte und Verfahren entwickelt, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.

Am Institut für Biologie der Universität Leipzig beschäftigt man sich mit der Physiologie von Algen. Daraus ergeben sich z.B. Anwendungen in der Wasserqualitätsüberwachung, in der Algenbiotechnologie zur Herstellung von Wertstoffen als auch von Energie.

Das Biotechnologische Zentrum Biotec TUD in Dresden ist ein einzigartiges interdisziplinäres Forschungszentrum mit dem Fokus auf Forschung und Lehre im Schwerpunkt Molekulares Bioengineering. Es verbindet modernste Forschungsansätze in der Molekular- und Zellbiologie mit den in Dresden traditionell starken Ingenieurswissenschaften. Des Weiteren sind in Dresden das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) anzutreffen, sowie das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, das Zentrum für Systembiologie, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Uni- und Fraunhofer-Ausgründungen entwickeln hier beispielsweise Biochips, organische Elektronik-Implantate, digital aufgewertete Wundpflaster, aber auch personalisierte Gen-, Zell- und Immuntherapien.

Seit 2009 vertritt der gesamtsächsische Verband biosaxony e.V. die Biotechnologie-/Life Sciences-Branche. Zu den Mitgliedern zählen Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen und Interessenvertreter der Branche in Sachsen. Ziele des Clusters sind die Initiierung von Projekten zwischen Unternehmen und Wissenschaftlern, die Vermittlung von Services, Know-how sowie die Nutzung von Synergien für die weitere Entwicklung der Branche und die Darstellung der regionalen Kompetenzen. Die Entwicklung neuer Ideen, der Ausbau eines nachhaltigen Technologietransfers, beispielsweise im Rahmen der jährlich stattfindenden Partnering-Konferenz bionection, sind weitere Schwerpunkte der Clusterarbeit. Geschäftsstellen in Leipzig und Dresden stärken die Arbeit vor Ort.

Als Schnittstelle zwischen Studierenden und Promovierenden, Hochschulen und Forschungsinstituten sowie Unternehmen der Life Sciences agiert die Biotechnologische Studenteninitiative e.V., eine gemeinnützige, unabhängige und politisch neutrale Studenteninitiative. Im Rahmen der Vortragsreihe „Meet the companies" gibt die Leipziger Geschäftsstelle lokalen Biotech-Firmen z.B. die Möglichkeit, sich gezielt potenziellen Arbeitnehmern vorzustellen und zu präsentieren.

Unterstützung erhalten Gründer in Sachsen durch die Wirtschaftsförderung Sachsen. Diese reicht von der Anschubfinanzierung, Mikrodarlehen bis hin zu Coaching- und Beratungsangeboten, Innovationsprämien und Hilfe bei der Markterschließung. Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH unterstützt die Finanzierung gewerblicher Existenzgründungen aus allen Branchen mit Beteiligungen.

Und auch die sächsischen Hochschulen bieten diverse Gründungsinitiativen an. Dazu zählen:

  • SAXEED, eine Gründerinitiative an den vier südwestsächsischen Hochschulen in Chemnitz, Freiberg, Mittweida und Zwickau;
  • Die Selbstmanagementinitiative Leipzig (SMILE), ein Kooperationsprojekt der Universität Leipzig mit der HHL Leipzig Graduate School of Management, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ).
  • dresden|exists, der erste Ansprechpartner, wenn es darum geht, Geschäftsideen aus der Dresdner Wissenschaft in die Praxis umzusetzen. Erfahrene Berater unterstützen bei der Gründung des eigenen Start-ups, bei Fragen des Technologietransfers oder bei der Unternehmensnachfolge. Besonders Gründungsvorhaben, die auf Forschungsergebnissen aufbauen, stehen dabei im Fokus.
  • Die Gründerakademie der Hochschule Zittau/Görlitz unterstützt gründungsinteressierte Studenten, Mitarbeiter und Absolventen auf ihrem Weg von der Gründungsidee zum erfolgreichen Unternehmensstart.

Für Gründer aus dem Bereich Life Sciences sind vor allem die Inkubatoren BioCity Campus und das Biotechnologische Zentrum der Technischen Universität Dresden spannend. In unmittelbarer Nähe zu Forschungsinstituten und Universitätskliniken haben sich zahlreiche Start-ups in Deutschlands modernsten Zentren für Biotechnologie und Biomedizin angesiedelt. Sie arbeiten hier auf individuellen Labor- und Büroflächen mit kurzen Wegen zu renommierten Forschungseinrichtungen daran, ihren Gründergeist und ihr Unternehmertum zu wirtschaftlichem Aufschwung zu bringen. Die BIO CITY LEIPZIG ist der Kern des BioCity Campus. Auf insgesamt 20.000 Quadratmetern Fläche forschen und arbeiten hier Unternehmen seit 2003 gemeinsam mit sechs biotechnologisch ausgerichteten Professuren und außeruniversitären Einrichtungen. Die Gebäude beherbergen modern ausgestattete, individuelle Labor- und Büroflächen. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der BioCube Leipzig. Neben Laborflächen im S1- und S2-Standard gibt es hier zusätzliche Büro-, Produktions- und Lagerflächen.

2025 soll die rote Biotechnologie einen neuen Hotspot in Leipzig erhalten. Dann öffnet ein weiterer Biotechnologie-Campus auf dem Gelände der „Alte Messe“ für junge Unternehmen seine Pforten. Auf über vier Etagen soll ein Life Science Hub mit Offices, Laborbereichen, Werkstattflächen, Konferenzräumen und Gemeinschaftsflächen zum Netzwerken entstehen. Der erste Bauabschnitt mit rund 10.425 m² Mietfläche ist bereits vollständig an das stark wachsende Biotechnologieunternehmen c-LEcta vermietet. Am Standort „Alte Messe“ haben sich in den vergangenen Jahren mehrere innovative Forschungseinrichtungen und Unternehmen wie das Fraunhofer IZI, das Max-Planck-Institut, die Bio-City oder das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) angesiedelt.