Morphosys: Gantenerumab enttäuscht erneut bei Alzheimer

14. Nov. 2022

Morphosys: Gantenerumab enttäuscht erneut bei Alzheimer

Auch im zweiten Anlauf scheitert der von Roche in einer Phase III-Studie untersuchte Antikörper aus der Kooperation mit Morphosys. 2014 war eine erste Phase III-Studie zu diesem Wirkstoff bei der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium (Prädemenz) aufgrund enttäuschender Ergebnisse abgebrochen worden. Doch Roche hatte als Sponsor des Zulassungsprogramms im Jahr 2017 angekündigt, an Gantenerumab festzuhalten und im Sommer 2018 die Aufnahme des ersten Patienten in eine neue Phase III-Studie verkündet, mit der Roche und Morphosys den zweiten Anlauf wagen wollten. Heute nun hat MorphoSys' Lizenzpartner Roche den Stand des mehrgleisigen Phase III-Programms GRADUATE für Gantenerumab bei früher Alzheimer-Krankheit bekanntgegeben – mit dem enttäuschenden Ergebnis: Die Studien haben den primären Endpunkt nicht erreicht.

Dieser primären Endpunkt war als die Verlangsamung des klinischen Verfalls definiert worden. Der Abbau von Beta-Amyloid, dem Protein, das sich zu Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten zusammensetzt, war jedoch geringer als erwartet. Die Phase III-Studie GRADUATE untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Gantenerumab bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) aufgrund von Alzheimer und leichter Alzheimer-Demenz über einen Zeitraum von 27 Monaten. 1.965 Studienteilnehmer in 30 Ländern wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert, um Gantenerumab oder Placebo durch subkutane Injektion zu erhalten, die auf eine Zieldosis von 510 mg titriert und alle zwei Wochen verabreicht wurde. Gantenerumab ist ein vollständig humaner monoklonaler IgG1-Antikörper, der in Zusammenarbeit mit Roche entwickelt wurde.

"Wir sind von diesen Ergebnissen enttäuscht, da täglich Millionen von Menschen von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind", sagte Dr. Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender von MorphoSys. "Wir sind Roche, unserem langjährigen Partner, für ihre Arbeit am GRADUATE-Programm und ihr Engagement für die Alzheimer-Gemeinschaft dankbar."

Das Kooperationsabkommen mit Roche ist schon sehr alt und stammt aus dem Jahr 2000. Im Rahmen dieser Vereinbarung war Roche vollständig für die klinische Entwicklung und die mögliche Vermarktung von Gantenerumab verantwortlich. Roche war es wichtig zu bekräftigen, sich auch  weiterhin für die Alzheimer-Krankheit zu engagieren. Das Unternehmen arbeite weiter an der Entwicklung und Bereitstellung von Tests, die eine frühe und genaue Alzheimer-Diagnose ermöglichen, und verfüge über eine Pipeline von Prüfmedikamenten für verschiedene Zielstrukturen, Varianten und Stadien der Krankheit.

Der Rückschlag reiht sich ein in eine Vielzahl fehlgeschlagener Versuche die Amyloid-Plaques über eine Antikörper-vermittelte Immunreaktion zu beseitigen bzw. ihr Entstehen zu verhindern oder zu verlangsamen.