Deutsche Börse Photography Foundation verleiht HfG-Rundgangpreis 2025 an Len David Oswald
Deutsche Börse Photography Foundation verleiht HfG-Rundgangpreis 2025 an Len David Oswald
Die Deutsche Börse Photography Foundation hat den HfG-Rundgangpreis 2025 an Len David Oswald für sein Projekt „Fulda Gap“ verliehen. Der Preis zeichnet Studierende an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach am Main aus, die sich mit dem Medium Fotografie auseinandersetzen. Im Rahmen ihres Engagements zur Förderung junger Künstler*innen vergibt die Stiftung den mit 3.000 € dotierten Preis jährlich seit 2010. Die Verleihung erfolgte am 18. Juli im Rahmen des Rundgangs an der Hochschule in Offenbach. Die diesjährigen Jurymitglieder waren Alexandra Lechner, Geschäftsführerin des Fotografie Forum Frankfurt, die Künstlerin Lilly Lulay und Cornelia Siebert, Deutsche Börse Photography Foundation.
Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Mit seinem Projekt „Fulda Gap“ greift Len David Oswald ein weitgehend unbekanntes Szenario des Kalten Krieges auf. Die Region rund um Fulda, unmittelbar an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) gelegen, befand sich am westlichen Punkt des Ostblocks und galt daher als potenzielle Einfallsroute des Warschauer Pakts in Richtung Westeuropa. Im Falle einer Eskalation kalkulierte die NATO mit einem atomaren Einsatz im eigenen Gebiet, um die gegnerischen Truppen aufzuhalten. Oswald, der die Region durch Besuche bei seiner Großmutter gut kennt und mit zahlreichen schönen Kindheitserinnerungen und idyllischen Ferien verknüpft, erkundet mit seiner Kamera, wie sich diese unvorstellbare Bedrohung über 40 Jahre später noch immer in die Landschaft eingeschrieben hat. Er begibt sich dabei auf eine 160 Kilometer lange Wanderung von Frankfurt über Fulda bis zur ehemaligen Grenze und fotografiert menschenleere Orte und Wälder, immer auf der Suche nach Spuren der damaligen militärischen Präsenz. Die Jury überzeugt zum einen die kraftvolle Bildsprache, die ein diffuses Gefühl des Unbehagens vermittelt. Besonders hervorzuheben ist zum anderen das durchdachte Konzept, das sowohl eine persönliche als auch eine historische Ebene in sich trägt und angesichts aktueller geopolitischer Spannungen erschreckend zeitgemäß wirkt. Zudem beleuchtet das Projekt die gesellschaftliche Verarbeitung dieser Bedrohung auf eindrückliche Weise: Die Einbindung des Brettspiels „Fulda Gap“ aus den 1970er-Jahren zeigt, wie Bedrohungsszenarien auch spielerisch verhandelt wurden.“
Len David Oswald wurde 2003 in Frankfurt am Main geboren. Er studiert seit 2023 an der HfG im Lehrgebiet Kunst/Fotografie bei Professor Martin Liebscher.
Darüber hinaus hat die Jury eine lobende Erwähnung für die Arbeit „Heiteres aus Kamerun“ von Elinor Zoë Karl ausgesprochen. In ihrem Projekt setzt sie sich kritisch mit der deutschen Kolonialgeschichte in Kamerun auseinander und findet dabei einen innovativen Umgang mit dem Medium Fotografie. Sie vergrößert historisches Bildmaterial aus dem deutschen Bundesarchiv für Bilder, auf dem selbstbewusst posierende, deutsche Kolonialisten zu sehen sind, zerschneidet es und flechtet es anschließend im Stil alter Rattanmöbel neu zusammen. Durch diese traditionelle handwerkliche Technik verwandelt die Künstlerin die Bilder in Unikate und hebt auf subtile Art die vermeintliche Reproduzierbarkeit dieser historischen Aufnahmen auf. Zugleich thematisiert sie mit der Durchlässigkeit der geflochtenen Objekte das allmähliche Verschwinden der Erinnerung an die kolonialen Verbrechen.
Elinor Zoë Karl wurde 1998 in Frankfurt am Main geboren und studiert im Lehrgebiet Kunst/Fotografie an der HfG.
Anmerkung für die Redaktion:
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Über die Deutsche Börse Photography Foundation
Die Deutsche Börse Photography Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main, die sich dem Sammeln, Ausstellen und Fördern von zeitgenössischer Fotografie widmet. Sie verantwortet die Weiterentwicklung und Präsentation der Art Collection Deutsche Börse, die mittlerweile über 2.400 fotografische Arbeiten von rund 170 Künstler*innen aus 38 Nationen umfasst. Auf ihren Ausstellungsflächen in Eschborn bei Frankfurt am Main zeigt sie mehrere Ausstellungen pro Jahr, die öffentlich zugänglich sind. Die Unterstützung junger Künstler*innen ist der Stiftung ein besonderes Anliegen, sie fördert sie auf vielfältige Weise: mit Auszeichnungen, Stipendien oder durch die Beteiligung am Talent-Programm des Fotografiemuseum Amsterdam Foam. Gemeinsam mit der Photographers’ Gallery in London vergibt sie jährlich den renommierten Deutsche Börse Photography Foundation Prize. Des Weiteren unterstützt die Stiftung Ausstellungsprojekte internationaler Museen und Institutionen sowie den Ausbau von Plattformen für den wissenschaftlichen Dialog über das Medium Fotografie.
Über die Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach ist eine Kunsthochschule des Landes Hessen. Ihre Tradition reicht zurück bis ins Jahr 1832, in welchem sie als Handwerkerschule gegründet wurde. Bald darauf wurde sie zu einer Kunstgewerbeschule, in der gleichzeitig handwerkliche, künstlerische und theoretische Fächer unterrichtet wurden. 1970 erfolgte die Umwandlung in eine Hochschule mit Universitätsrang. Mit Bezug auf die Ausbildungs- und Forschungsmodelle des Bauhaus und der Hochschule für Gestaltung Ulm praktiziert die HfG Offenbach eine zukunftsorientierte Lehre, die zu großen Anteilen auf individueller Einzelbetreuung und Mentorship basiert: Kunst, Medien und Design werden in einer modularen Studienstruktur gelehrt.